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Vielfalt statt Macht # 39

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es ist schön zu sehen, wie groß das Interesse an unserem Wasseratlas ist, wir haben schon nachdrucken lassen.
Erst vor kurzem durfte ich – Inka Dewitz – Studierenden im Rahmen einer Summer School in Eberswalde unseren Wasseratlas vorstellen.

Die Summer School ist für alle Studierende offen. Sie widmete sich der nachhaltigen Nutzung von Wasser und der Frage, wie wir mit dieser kostbaren Ressource so umgehen können, dass wir künftig besser auf Wetterextreme vorbereitet sind. Mich hat sehr gefreut, aus wie vielen Fachrichtungen die jungen Menschen kamen – von Landwirtschaft und Umweltwissenschaften über Soziologie, Psychologie bis hin zu Ökonomie. Denn genau diese vielen verschiedenen Zugänge sind das, was Wasser ausmacht: Es betrifft uns in jedem Lebensbereich und jeder Mensch kann etwas für den Wasserschutz tun.

Sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben ist mir die Erzählung eines Studenten aus Syrien. Wenn er mit seiner Familie in Syrien spricht, sei ihm aufgefallen, dass niemand mehr fragt, wie das Wetter ist. Stattdessen fragen alle: Wie ist das Wasser? Das zeigt sehr deutlich, wie schlimm der Wasserstress in einigen Regionen bereits ist – Syrien erlebt derzeit die gravierendste Dürre seit über sechzig Jahren. In der anschließenden Diskussion bewegte die Studierenden vor allem eine zentrale Frage: Was können wir konkret tun, um Wasser zu schützen? Ob es um bewussten Konsum, politische Rahmenbedingungen oder den Umgang mit Wasser in Landwirtschaft und Industrie ging – das Bedürfnis, ins Handeln zu kommen, war spürbar.

1. Foto "Sonnenblumen leiden unter Trockenheit",  © Inka Dewitz

Wie drängend diese Frage ist, liegt auf der Hand: In vielen Regionen sinken die Grundwasserspiegel, Flüsse und Seen führen weniger Wasser, Wälder werden durch Trockenstress so geschwächt, dass Brände leichter entstehen, und Bäuerinnen und Bauern befürchten Ernteausfälle. Es mag bei den aktuellen Regentagen paradox klingen, aber unser Frühjahr war nicht nur deutlich zu warm, sondern gehört auch zu den trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Laut dem „Dürremonitor“ herrscht nahezu in allen Teilen Deutschlands Dürre. Mittlerweile ist jeder zweite Landkreis von Wasserstress betroffen – das heißt, hier wird mehr Grundwasser entnommen, als durch Niederschlag nachgebildet werden kann.

2. Foto "Moorrenaturierung im Nationalpark Vorpommersche-Boddenlandschaft",  © Inka Dewitz

Zentral für die Frage, wie wir unser Wasser schützen können, ist eine gemeinsame Vision. Stellen wir uns eine Zukunft vor, in der Wasser in der Landschaft gehalten wird – durch mehr Bäume, Hecken und Gehölze, durch lebendige Moore und naturnahe Flussauen. Städte können ihre Bevölkerung vor Hitze und Überschwemmungen schützen, indem sie sich in Schwammstädte verwandeln, mit unbebauten Flächen und Platz für Regenwasser. Bäume und begrünte Dächer kühlen das Mikroklima in Städten, die im Sommer sonst zu Hitzeinseln werden. Die Landwirtschaft arbeitet mit dem Boden, nicht gegen ihn – sie baut Humus auf und vermeidet Verschmutzung, bevor sie entsteht. Denn was gar nicht erst belastet wird, muss auch nicht aufwendig gereinigt werden. Auch im Alltag denken wir um: Regenwasser wird gesammelt, Wildblumenwiesen blühen dort, wo früher Autos parkten. So schützen wir uns und unser Wasser – nicht nur technisch, sondern indem wir die Natur bewusst in unseren städtischen Alltag einbinden.

3. Grafik: „121 Liter in 24 Stunden“, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0;

Es gibt vieles, was wir tun können, um unser Wasser zu schützen und jede und jeder von uns kann dazu beitragen. In Deutschland verbrauchen wir pro Person 121 Liter Trinkwasser am Tag, mehr als die Hälfte davon für Körperpflege und Toilettenspülung. Dabei lässt sich mit einfachen Maßnahmen viel einsparen: Ein Sparduschkopf reduziert den Wasserverbrauch beim Duschen zum Beispiel um bis zu 50 Prozent. Doch unser Wasserverbrauch geht weit über das hinaus, was aus dem Hahn fließt.

4. Grafik: „Thirsty Fashion“, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0;

Täglich nutzen wir im Schnitt rund 7.200 Liter Wasser – direkt und indirekt. Der Großteil davon, rund 86 Prozent, fällt nicht in Deutschland an, sondern in anderen Teilen der Welt. Dort wird Wasser für die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung, Elektronik oder Tierfutter eingesetzt – oft in Regionen, in denen Wasser ohnehin knapp ist. Eine verpflichtende Kennzeichnung auf Produkten zum Wasserverbrauch würde Verbraucher*innen helfen, bewusster einzukaufen. Gleichzeitig liegt es in der Verantwortung der Politik, Wassernutzungskonflikte, die durch den Wasserverbrauch oder die Verschmutzung durch die Industrie entstehen, zu verhindern und etwa Entnahmerechte so zu gestalten, dass die Wasserversorgung der Bevölkerung und nicht die Unternehmensprofite im Vordergrund stehen.

5. Foto "Tomaten auf dem Balkon",  © Lena Luig

Wer einen Garten hat, kann auch dort viel für den Wasserschutz tun. Regenwasser sammeln und Tröpfchenbewässerung einsetzen und Beete dicht bepflanzen hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Wer Schafwolle zur Hand hat, kann sie als Mulchschicht verwenden: Sie speichert Wasser, lockert den Boden und gibt über längere Zeit Nährstoffe an die Pflanzen ab, eine einfache aber wirkungsvolle Methode gegen Trockenheit.

Jede Entscheidung im Alltag – beim Einkauf, im Bad oder im Garten – ist auch eine Entscheidung für oder gegen den sorgsamen Umgang mit Wasser. Und jeder kleine Schritt zählt.

6. Selfie © Lena Luig, Jörg Haas, Inka Dewitz

Herzlich,
Ihre Inka Dewitz, Lena Luig & Jörg Haas

 

 

 
Atlas
Wasseratlas 2025
Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens
 
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Berlin, Januar 2025
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7. Cover Wasseratlas 2025: © STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, all rights reserved
 

boell.de

 

Abbildungen: 1. Foto "Sonnenblumen leiden unter Trockenheit", © Inka Dewitz; 2. Foto "Moorrenaturierung im Nationalpark Vorpommersche-Boddenlandschaft", © Inka Dewitz; 3. Grafik „121 Liter in 24 Stunden“, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0; 4. Grafik: „Thirsty Fashion“, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0; 5. Foto "Tomaten auf dem Balkon", © Lena Luig; 6. Selfie © Lena Luig, Jörg Haas, Inka Dewitz; 7. Cover Wasseratlas 2025: © STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, all rights reserved

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Redaktion: Hagen Döcke, V.i.S.d.P.: Annette Maennel

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