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1. Schlechte Nachrichten

Vielfalt statt Macht # 28

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wir können sie nicht sehen oder riechen, aber sie sind allgegenwärtig. Ob im Honig oder Bier, auf Obst und Gemüse, im Gras, Wasser oder in der Luft – überall können inzwischen Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft nachgewiesen werden. Wussten Sie, dass allein Äpfel, das Lieblingsobst der Deutschen, etwa 30 Mal pro Saison gespritzt werden?

Schlechte Nachrichten für Apfel-Fans

Stecken eigentlich auch in mir Pestizide? Um Klarheit zu bekommen, habe ich – Inka Dewitz – gerade beim großen Pestizid-Checkup der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ mitgemacht. Dafür habe ich mir zwei Haarsträhnen abgeschnitten, die im Labor auf 30 verschiedene Pestizide getestet werden. Sind Sie auch neugierig? Dann machen Sie mit – der Pestizid-Checkup läuft noch bis Ende Juni, danach werden die Ergebnisse veröffentlicht. Wir sind gespannt und werden berichten!

2. Inka Dewitz macht den Pestizid Checkup

In den 50er Jahren war die Entwicklung chemischer Pflanzenschutzmittel mit großen Hoffnungen verbunden – Missernten sollten damit vermieden und die Gefahr von Hungersnöten reduziert werden. Doch seit Jahrzehnten verfestigt sich die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich Pestizide negativ auf unsere Gesundheit auswirken, die Artenvielfalt bedrohen und unsere Gewässer verunreinigen. Über die Flüsse kommen die Pestizide dann in die Meere, und lassen sich dann zum Beispiel auch in Walen, Delfinen und Seeottern nachweisen.

3. Währt Lange und wird nicht gut

Trotzdem ist der weltweite Pestizideinsatz in den vergangenen 30 Jahren um 80 Prozent gestiegen. In Südamerika wird beispielsweise gentechnisch verändertes Soja angebaut, das als billiges Futtermittel für die Massentierhaltung nach Nordamerika, Europa und China exportiert wird. Ausgerechnet in diesen artenreichen Gebieten ist der Pestizideinsatz in diesen drei Jahrzehnten sogar um fast 150 Prozent gestiegen. Besonders im Globalen Süden erleiden Landarbeiter*innen häufig Vergiftungen durch Pestizide, da sie nicht ausreichend geschützt werden.

4. Kein Weniger in Sicht

Die Politik hat das Thema viel zu lange ignoriert. In der Europäischen Union liegt der Einsatz auf hohem Niveau. Die Mitgliedsstaaten sind seit 2009 verpflichtet, besonders gefährliche Pestizide schrittweise vom Markt zu nehmen. Doch eine neue Studie des Netzwerks PAN Europe zeigt, dass die Rückstände dieser Pestizide in den letzten zehn Jahren nicht etwa ab-, sondern sogar stark zugenommen haben. Auf rund einem Drittel der Früchte in der EU konnten Rückstände der besonders gefährlichen Pestizide nachgewiesen werden.

5. Natur lässt sich schwer nachbauen

Erst Ende vergangenen Jahres hat die EU eine Agrarreform beschlossen, welche unter anderem die Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 vorsah. Es war ein mühsam erkämpftes Etappenziel auf dem Weg zu einer ökologischen Agrarwende. Doch die Agrarlobby nutzt die steigenden Preise für Lebensmittel und eine drohende Lebensmittelknappheit in Folge des Ukraine-Kriegs als Vorwand, um eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft voran zu treiben. Leider mit Erfolg. Unter dem Druck der Agrarlobby hat Brüssel die geplante Halbierung des Pestizideinsatzes wieder auf Eis gelegt. Die Reduktion des Pestizideinsatzes ist eine langfristige Maßnahme, die durch kurzfristige Maßnahmen verzögert wurde. Das ist sehr enttäuschend und wird nicht zu mehr Nahrungsmitteln oder sinkenden Preisen führen. Dabei brauchen wir dringend eine Landwirtschaft, die unsere Artenvielfalt, Böden und Grundwasser schützt. Gerade hat ein neuer Bericht gezeigt, dass die EU in den vergangenen fünf Jahren einen weiteren Rückgang der Artenvielfalt und eine zunehmende Verschlechterung der Bodenqualität verzeichnet.

Die deutsche Politik hat von der jüngeren Generation einen klaren Handlungsauftrag bekommen: in einer repräsentativen Umfrage für unseren „Pestizidatlas“ fordern 70 Prozent eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland. Über 60 Prozent sind sogar dafür, die Nutzung von Pestiziden insgesamt bis 2035 zu verbieten, wenn Bäuerinnen und Bauern beim Umstieg auf eine umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützt werde.

6. Pestizidatlas 2022

In unserem „Pestizidatlas“ finden Sie noch mehr Daten und Fakten rund um die Zusammenhänge und Folgen des weltweiten Pestizidhandels und -einsatzes in der Landwirtschaft. Sie können ihn kostenlos hier bestellen.  

Eine spannende Lektüre wünschen Ihnen
Ihre Inka Dewitz & Jörg Haas

 

Lesetipp

Pestizidatlas
Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft

Hg. Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und PAN Germany

Berlin, Januar 2022

Bestellung oder Download
7. Pestizidatlas 2022
 

boell.de

 

Bilder: 1. Schlechte Nachrichten für Apfel-Fans, „Pestizidatlas 2022“, Grafik: Ellen Stockmar; 2. Inka Dewitz macht den Pestizid Checkup, Foto: Inka Dewitz; 3. Währt Lange und wird nicht gut, „Pestizidatlas 2022“, Grafik: Ellen Stockmar; 4. Kein Weniger in Sicht, „Pestizidatlas 2022“, Grafik: Ellen Stockmar; 5. Natur lässt sich schwer nachbauen, „Pestizidatlas 2022“, Grafik: Ellen Stockmar; 6. Pestizidatlas 2022, Foto: global 2000, 7. Pestizidatlas 2022, Grafik: Ellen Stockmar

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